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... wir sind da zu Hause, wo unser WoMo steht

in die Wüste "Erg Chebbi"

Freitag, 15. März
wie geplant, schickt man uns heute in die Wüste und zwar in die "Erg Chebbi".
um 10:30 werden wir von unserem Fahrer Ismail und seiner Frau erwartet, sie ist für die Verpflegung unterwegs zuständig.
Es versteht sich von selbst, dass ein solches Abenteuer nicht von Geschriebenem lebt, sondern von Bildern. Deshalb hier nur das Wichtigste.
Als wir Ismail gestern zum ersten Mal trafen, war es bereits klar, dass wir einen lustigen Ausflug erleben werden, er war stets am lachen und machte Faxen.
Es zeigte sich im Laufe des Tages, dass er zwar ein Clown ist, aber ein sehr seriöser und vorsichtiger Fahrer.
Wir packten also das Nötigste und fuhren in Richtung norden davon, dann schon bald nach Osten. Wir verliessen den Asphalt und donnerten mit dem Toyota 4x4 Geländewagen mit bis zu 100 km/h über die glatten Pisten. Noch fuhren wir auf steinigem Untergrund, doch das wird sich ändern.
Nach vielen Schüttelmanövern - notwendig, oder absichtlich - hielten wir bei dem "Tajin"- Hügel an und wir wurden fachmännisch mit Kopftücher Berber-Like eingewickelt. Auch Ismail und seine westlich gekleidete Frau wurden entsprechend "berberisiert". Weiter ging die Reise ins Ungewisse, bis zu einem Ziehbrunnen, mitten im staubtrockenen Flussbett. Ismail zog am Seil und holte den Eimer herauf - gefüllt mit klarem Wasser. Obschon die Oberfläche trocken und weit und breit nichts grünes zu sehen war, fliesst in etwa vier Meter Tiefe der Fluss mit sehr viel Wasser. Aber zu tief unten für die meisten Pflanzen. Ab und zu, wenn es regnet, wird das ganze Gebiet vollständig überflutet, dann kann man für eine Weile den Fluss nicht mehr überqueren. Die einzigen Pflanzen, die lange Dürren, bis zu etwa sieben Jahren, überleben, sind die Palmen. Ismail holte also das Wasser im Eimer hoch und leerte es in den Kanal, aus diesem werden von den Nomaden die Tiere getränkt, meistens Dromedare, oder Esel. Er (der Esel :-) ) liess den Eimer wieder hinunter und am anderen Ende des Seiles war ein Sack mit Löchern, aus dem in kleinen Strahlen das Wasser floss. Nanu, fragte ich ???
Nun, zum Hände waschen natürlich! Die Hände werden unter den Wasserstrahlen gewaschen und das Wasser im Schlauch bleibt sauber - ist ja klar!
Holprig und zeitweise an zähem, dornigem Gestrüpp vorbei, führte die Piste weiter, einen Hügel hinauf. Es bot uns ein grandioses Panorama, weit in der Ferne konnten wir die ersten Sanddünen ausmachen. Und weit, weit weg, konnten wir unsere Piste im schier Unendlichen verschwinden sehen. Die beiden Frauen marschierten die "Strasse hinunter" und wir Männer folgten ihnen mit dem Auto, ganz so, wie es sich nach arabischer Manier gehört.
Ismail manövrierte seinen 4x4 sicher um und über alle Hindernisse und meisterte alle Herausforderungen. Wenn es aber etwas langweilig wurde, suchte er sich neue Hindernisse und freute sich wie ein kleines Kind, wenn er uns zum schaukeln und lachen brachte. Er selbst war sowieso stets am lachen! Bei grossen Sprüngen des Autos hielt sich seine Frau manchmal fest am Arm und haute Ismail eins auf die Schulter. Bei guter Musik und ebenso guter Laune wurde er sogar zum fahrenden Rapper.
Aber was kam denn da in Sicht. Wer, um Gottes (sorry, hier ist Allah der Chef) Willen baut sich hier draussen im Nirgendwo ein Haus ??? Ach ja, die Armee natürlich, wir sind nur wenige Kilometer von der algerischen Grenze entfernt.

Nun wurde es zum ersten Mal richtig sandig und Ismail stieg aus und vollführte einen Freudentanz (ich sagte ja, er sein ein Clown). Wir hielten aber nicht nur um zu tanzen. Wir standen mitten in einer Fossilien Fundstelle. In der Jura Zeit, vor etwa 400 Millionen Jahren, war hier ein riesiges Meer. Als es abfloss und alles austrocknete, starben die etwa 400 verschiedenen Pflanzen und Tiere und wurden als Versteinerungen für die Ewigkeit konserviert. Die Vorkommen sind so gross, dass ganze Felsbrocken von Baggern geborgen werden. Die Steine werden zu "Fabriken" und Werkstätten gebracht, wo sie zerschnitten, bearbeitet, poliert und dann verkauft werden.
Wir entdeckten aber nur ganz gewöhnliche Steine und Felsen - schade. Bis Ismail Wasser auf die Steine spritzte, dann floss der Sand und Staub weg und es kamen wunderschöne Ammoniten und anderes zum Vorschein. Jetzt haben wir auch einige Souvenirs bergen können, auch ohne Bagger.
Und wieder weiter ins Nichts, doch dann geschah das unvermeidlich, wir blieben mit allen vier Rädern im Sand stecken. Also: TCS (ADAC) anrufen. Nein, natürlich nicht, wir hatten ja Schaufel und Schienen mit dabei und wir waren schnell wieder flott. Merkwürdig, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass es die volle Absicht des Spitzbuben war, sich in den Sand zu setzen ;-)
Wir fanden Spuren von Echsen und Schlangen im Sand, die dürften ein solches Problem nicht kennen.
Bald näherten wir uns einer Nomadensiedlung, wir waren im Zelt zum Tee geladen. Im Zelt, bedeckt mit Teppichen sass die alte Dame und bereitet den Tee zu. Dazu reichte sie uns Brot, Dattelmarmelade, Erdnüsse und Ziegenjoghurt. Letzteres traf unsere Geschmackssinne leider nicht so richtig.
Das Dach des grossen Zeltes wurde aus selbst gewobenem Wollstoff Bahnen zusammengenäht und durch Holzpfosten getragen. Es bietet für die ganze Familie Wohn- und Schlafplatz. Ein solches Zelt kann etwa vier Jahre bewohnt werden, danach wird an einem anderen Ort ein neues gebaut. Das alte bleibt stehen und kann als Unterschlupf dienen, bis es nach und nach der Natur zurückgegeben wird - optimales Recycling.
Drinnen zelebriert unser Lausbub den Tee und lobt wieder einmal Allah "bis millah".
Bei der nächsten Oase wurden versteinerte Funde und Sandrosen auf Teppichen angeboten, mit angegebenen Preisempfehlungen! Wir stachen den steilen Weg hinunter und bereiteten uns für das Mittagessen vor. Ismail zauberte eine schöne Glut in den Grill und eine Flasche Rotwein aus dem Hut. Seine Frau bereitete den Salat zu und steckte die Brochettes auf die Spiesse. Ein kleiner Holztisch und Faltstühle aus der Migros, dazu Geschirr und Besteck - und schon konnte das Festmahl beginnen - und es war wirklich köstlich! Bei dieser Gelegenheit stellten wir fest, dass unser Fahrer eine Vereinbarung mit seinem obersten Chef getroffen hatte, er war Moslem, trank Wein und Bier, und auch die Zigaretten brachten in nicht in die Hölle. Nebst dem guten leckeren Essen und dem guten Wein, wurde auch unsere Schokolade gross gelobt.
Nach dem Essen durquerten wir einen Fluss mit echtem Wasser, er fuhr gerade schnell genug, damit die Scheiben wieder sauber wurden. Rasant ging es auf der Piste weiter, den ersten richtig grossen Dünen entlang. Nun wurde der Untergrund weicher und Ismail liess Luft aus den Reifen, so kann man besser im Sand schwimmen. Da, plötzlich standen Tiere vor uns, einfach so, aus dem Nichts. Es waren wilde Esel, auch Dromedare kamen bald in Sicht. Und jetzt kommt sie, die erste richtige Sanddüne, ein schönes Gefühl, in der Wüste, barfuss im Sand zu gehen. In ein paar Minuten kamen wir am Tagesziel an, dem Sahara Garden Hotel.
Nach einem Tee und einer Besichtigung des Hotels trafen wir uns bei Hamid, der uns auf die Dromedare steigen half. Wir beide, auf den Dromedaren, ein lustiges Bild. Wir wurden von Hamid auf die Düne geführt, um von dort die untergehende Sonne zu betrachten. Er hatte ein Talent, gute Fotos zu schiessen und schöne Zeichnungen in den Sand zu malen. Wir genossen lange diese Gefühl der Ewigkeit und des "Einssein" mit der Wüste, wir möchten es nicht missen. Zurück beim Hotel zeigte uns Hamid einige Kunstwerke aus Fossilien und wir kauften eine schöne, kleine Schale mit einem Ammoniten. Wir bezogen unser Zelt und wurden zum Abendessen erwartet. Couscous, Poulet-Tajine und Rind-Brochettes wurden serviert - wie üblich, viel zu viel. Auch hier wurde irgendwie eine Flasche Rotwein hervorgezaubert, und alle tranken davon. Voller Eindrücke und müde krochen wir bald in unser Zelt.
Spät in der Nacht schlichen wir uns aus dem Zelt und konnten am mondlosen Himmel den Sternenhimmel betrachten.

Sonntag, 16. März
Die Rückreise.

Bereits um 8:30 Uhr konnten wir ein feines Frühstück speisen. Brot, Butter, Konfitüren, Joghurt und gekochte Eier. Dazu Kaffee, Tee und Wasser. Wir packten unsere Sachen im Zelt, in dem wir gut geschlafen hatten und starteten erneut. Die Reifen wurden wieder aufgepumpt, dann fuhren wir zu einem Nomaden Depot. Die Nomaden können ihre Heimarbeiten hier ausstellen und verkaufen. Als nächsten fuhren wir zu einem See, nicht irgend einen See, sondern zu einem Zeitsee. Im See gibt's nur ab und zu Wasser, so wie jetzt und dann kommen viele Tiere, wie Flamingos oder Gänse hier her. Die letzte Station war eine "Fabrik", hier wurde uns erklärt, wie die Felsen und Steine mit den Fossilien zersägt und zu Kunstwerken bearbeitet werden. In der grossen Ausstellung konnten wir wirklich schöne Sachen sehen. Zurück auf dem Platz war Duschen angesagt, wir waren voll Sand und Staub. Und dann, zum Abschluss, wurde uns eine Pizza bèrbère gebracht. Ein gut gewürztes Fladenbrot, gefüllte mit ebenso würzigem Rindfleisch und Getreiden.