Mittwoch, 16. August
Bevor wir Lieksa in Richtung Ruunaa verliessen, war Tanks leeren und Wasser auffüllen angesagt.
Im bereits gewohnten Auf- und Ab Rhythmus fuhren wir, wie geplant Richtung Osten und dann gleich nach der Brücke nach rechts am Rekunen See entlang. Dann auf den grossen Bade-Parkplatz am Karrajärvi (P 326), natürlich mit Feuerstelle, Brennholz und Toilette. Wir brachen zu einer Wanderung an die Stromschnellen auf und genossen die Ruhe und den Geruch im Wald und fanden sogar etliche Steinpilze.
Wir waren ganz alleine am Parkplatz und entfachten ein schönes Lagerfeuer, an dem wir, ganz nach finnischer Manier, unsere Würste grillierten. Unser Abendessen war so etwas wie „Cervelats“ mit Kartoffelsalat.
Das ist Finnland, einfach herrlich !
Donnerstag, 17. August
Heute war ein Tag mit besonderen Ereignissen. Wir fuhren ein paar Kilometer weiter, hinter den Ruuaan Campingplatz und starteten erneut eine Wanderung auf schmalen Pfaden durch den Wald, über Stock und Stein. Alles mehr oder weniger dem See entlang, bis zur engsten Stelle, den Stromschnellen. Hier führte eine Brücke über das wilde Wasser. Manchmal kann man von hier aus den mutigen Kanuten zuschauen, wie sie die Strömung und die Stromschnellen bezwingen. Das Gefälle entsteht, weil hier der Lieksa Fluss hinunterfliesst und durch natürliche Hindernisse immer wieder zu Seen gestaut wird.
In den 1880er bis 1990er Jahren wurde auf diesem Weg Holz aus der Sowjetunion in den Saimaa See geflösst.
Nach einem feinen Pic-Nic an der Brücke, einem der vielen freien, gut ausgerüsteten Übernachtungsplätzen, setzten wir unsere Wanderung fort. Wir fanden wiederum viele Pilze, nahmen aber nur die Steinpilze mit, da wir keine Möglichkeit zu Trockenen der Pilze hatten.
Beim Badeplatz, nahe das Parkplatzes, sahen wir den Fischern zu. Plötzlich zückten alle ihre Kameras und blickten zum Fluss. Da schien ein Mann auf dem Wasser zu schweben - nein, er stand auf einem langen Baumstamm und hielt eine etwa 4 Meter lange Holzstange in den Händen. Er trieb so langsam den Fluss herunter, bis er nahe an die Stromschnellen kam. Dann stieg er nicht etwa vom Stamm herunter, nein, er raste stehend, wie die Flösser vor 100 Jahren, auf seinem Baum durch die reissende Strömung den Fluss hinunter.
Gleich darauf konnten wir zusehen, wie ein Fischer eine grosse Forelle aus dem Fluss zog, während ein paar Meter weiter Kanu-Anfänger die Rolle und andere Manöver in den Wellen übten.
Freitag, 18. August
Für heute kurz und bündig. Wir stellten uns auf den Ruunaa Campingplatz auf, weil wir Strom für unseren Dörr-ex (Dörrgerät) brauchten.
Wir zogen erneut los und wanderten etwa 15km durch den Wald und fanden natürlich erneut schöne Pilze. Der Weg führte an eine Stelle, an welcher man mit einem Boot übersetzen musste. Am anderen Ufer trafen wir auf eine Ukrainerin an der grossen Feuerstelle, die mit ihrem Freund und Geschwistern per Auto und Katamaran unterwegs waren. Sie sprach englisch, war sehr freundlich und bot und Tee und selbstgefangenen, geräucherten Fisch an. Als wir zurückkamen, war die erste Ladung Pilze bereits getrocknet und wir konnten die Neuen auf die Gitter legen, welche bereits am Abend trocken waren.
Samstag, 19. August
Nach dem Einkaufen in Lieksa brechen wir auf zur Via Karelia, eine einsame Strecke im Osten Finnlands, nahe der russischen Grenze. Die Strasse, hügelig, manchmal schnurgerade, meistens durch den Wald, war zunächst prima asphaltiert, dann ungefestigt und schliesslich etwa 20km Schotterstrasse. Aber dennoch war die Strasse einiges besser, als manche Hauptstrasse, welche wir z. B. in Lettland gefahren sind. Nach einem Zwischenhalt auf einem schönen Parkplatz, wo wir zu Mittag assen, landeten wir, gut durchgeschüttelt, am wunderschönen Badestrand, ein paar Kilometer westlich von Hattuvaara. Hier am Sandstrand befand sich ein Grillhäuschen, ein Schopf mit Brennholz, Tische und Bänke, eine Umkleidekabine und natürlich ein WC (und die üblichen Mücken).
Auch heute erlebten wir etwas Ungewöhnliches.
In Finnland ist es so, dass man Leute, welche bereits einen Platz benutzen nicht stört, und weiterzieht.
Wir tranken einen Kaffee an einem der Tische am Strand, natürlich ohne die Nachbarn zu stören, da kam ein Finne auf uns zu und fragte, wo wir denn herkommen. Dies alleine ist schon eine Bemerkung wert, denn wir lernten die Finnen eher als sehr wortkarg kennen. Nun, dann kam der Clou, er fragte uns, ob es uns hier gefällt und ob wir gerne Feuer im Grillhäuschen hätten. Er fachte das Feuer an und hackte sogar Holz zu unserem Wohlwollen, bevor er sich verabschiedete. „Kiitos paljon!“
So konnten wir also unseren Lachs auf dem Feuer braten und danach gemütlich den Abend im warmen Häuschen verbringen und rochen wie Rauchwürste :-)
Sonntag, 20. August
Echt finnisch, hatten wir gestern abend auf dem Feuer, die Restwärme nutzend, eine Kanne Wasser gekocht und hatten daher warmes Wasser für die Morgentoilette.
Wir fuhren auf der Strasse 522, der Via Karelia, weiter bis nach Ilomantsi. Bevor wir die Stadt erreichten, hielten wir auf einem Parkplatz an, starteten zu einem Spaziergang und stellen fest, dass in einer Cassis Plantage viele Himbeeren reif waren, welche aber niemand erntete. Also kehrten wir zum WoMo zurück und bewaffneten und mit geeignetem Geschirr und sammelten etwa fünf kg Himbeeren. Noch am selben Tag verarbeitet Susann die Beeren zu feiner Konfitüre, zumindest so viel, wie genügend Zucker in der Kombüse vorhanden war.
Zu meinem Geburtstag wollten wir in einem Restaurant zu Abend essen, was aber nicht einfach war, weil sonntags die Ravintolas in der Regel geschlossen waren. Wir hatten Glück und fanden eine offene Pizzeria, wo wir vom Patron flott bedient wurden. Mit einer weiteren Portion Glück konnten wir zu Ende essen, weil das Lokal um 20 Uhr schloss. Dennoch konnten wir noch ein Weilchen mit dem Besitzer über Gott und die Welt sprechen.
Wir parkierten auf dem Parkplatz beim Reha-Zentrum, welches auch ein Hotel war und unternahmen noch einen Spaziergang am See entlang, durch den Wald.
(Am folgenden Tag übersetzte uns die nette Dame am Infocenter die finnischen Informationen auf der Parkplatztafel:
"vain hotellin asiakkaille ja työntekijöille" = „nur für Hotelgäste und Mitarbeiter“, was wir leider nicht übersetzen konnten - und hier niemand so genau nimmt).
Montag, 21. August
Nach dem Einkaufen und Besorgen von feinem Brot und etwas für zwischendurch beim Bäcker, konnten wir unseren Frischwassertank kostenlos an der Tankstelle auffüllen.
In der Touristeninformation wurde uns, wie bereits erwähnt, die Parkplatzsituation beim Reha-Center erklärt. Wir erhielten zudem reichlich Informationen und Kartenmaterial für den Nationalpark, wo wir erneut zu wandern gedachten.
Auf dem Weg zum Park besuchten wir das Runendorf „Parppeinvaara“. Dieses Kulturzentrum besteht aus einigen sehr gut restaurierten, alten Häusern aus alt-Karelien, mitsamt einem Restaurant, welches finnische und karelische Köstlichkeiten anbot. Nun ging es auf zum Wandergebiet vor Höhkö. Auf knapp 13km durch den Wald und über Stege im Moorgebiet, fanden wir, wie immer, viele Beeren und Pilze. Und ebenso wie immer, konnten wir nicht alle stehen lassen :-)
Wir konnten es auch fast nicht lassen, immer wieder die Kamera zu zücken und Fotos der wunderschönen Gegend mit den spiegelglatten Seen zu schiessen. Bei einer der vielen, vom Forstamt gewarteten Übernachtungsplätzen, mit Shelter und Feuerstelle, nahmen wir unser Mitgebrachtes ein, verewigten uns im Gästebuch und hinterliessen, wie er sich gehört, keine weiteren Spuren.
Auch heute trafen wir auf eine Besonderheit: einen See, mit kristallklarem Wasser! Was war daran so besonders ?
Nun, eigentlich haben alle Seen in Finnland einen moorigen Torfboden. Dadurch wird das Wasser gefiltert und erhält eine braune Färbung und man kann meistens den Seegrund nicht ausmachen. Dazu ist das Seewasser von ausgezeichneter Qualität.
Nun, unsere Steinpilze haben wir auf den Gittern ausgebreitet und es begann wieder einmal zu regnen, dazu sank auch die Temperatur auf 12° herunter. Das hiess, wir brauchen für morgen einen Campingplatz mit Strom, um den Dörr-ex wieder in Betrieb zu nehmen.
Dienstag, 22. August
Wir fuhren heute zum östlichsten Campingplatz der EU, nach Möhkö. Nicht um hier zu nächtigen, sondern einfach um hiergewesen zu sein. Leider war der Platz in einem miserablen Zustand und kann nicht mehr benutzt werden. Dann zogen wir Schnur stracks nach Joensuu auf den Campingplatz, um unsere Pilze auf dem Dörre-ex zu trocken. Wir packten die Gelegenheit beim Schopf und benutzten auch gleich die Waschmaschine.
Mittwoch, 23. August
Auf dem Campingplatz war es sehr ruhig, obwohl er nahe der Stadt liegt. Der Morgen gestaltete sich wie nach Programm: zusammenpacken, dumpen, Wasser nachfüllen und einkaufen. Dann fuhren wir los, auf der Suche nach dem Haus in der Nähe von Rääkkylää, wo wir vor 10 Jahren in den Ferien waren. Dir Gegend hatte sich in der vergangenen Zeit derart verändert, dass wir den Ort leider nicht mehr fanden. Wir trotzen dem stetigen Regen und dem Wind und unternahmen erneut eine Wanderung – ist ja alles nur eine Sache der Bekleidung. Und wieder fanden ein paar schöne Steinpilze den Weg in unsere Stofftasche. Als Nachtlager hatten wir uns einen netten Badestrand im Norden von Rääkkylä ausgesucht. Zum unserem Glück regnete und windete es immer noch, sonst wäre hier bestimmt viel los gewesen und wir hätten weiter ziehen müssen.
Donnerstag, 24. August
Kurz gesagt: Sauwetter
Es regnete mehr oder weniger die ganze Nacht, glücklicherweise standen wir auf einer fast ebenen Fläche, sonst wäre die Wegfahrt ein Abenteuer geworden. Daher sassen wir zum Frühstück drinnen und schauten dabei den Enten zu, wie sie, ohne aufs Wetter zu schauen, auf Futtersuche waren. Wir entschlossen uns, bei den schlechten Aussichten (12 Grad!!), wieder zurück nach Joensuu auf den Campingplatz zu fahren, kauften uns unterwegs einen kleinen Elektroofen und richteten uns am Platz gemütlich ein, derweil draussen auf dem Dörr-ex die Pilze trockneten.
Freitag, 25. August
Heute war wiederum kein Verlass auf die Wettervorhersage. Allerdings zu unseren Gunsten. Anstatt kalt und viel Regen, verwöhnte uns die Sonne schon in den Morgenstunden.
Wir beschlossen, bereits am Morgen in Richtung Nord-West aufzubrechen. Das Wetter war uns den ganzen Tag hold, so dass wir wieder viele Stunden draussen waren. Pfifferlinge, Himbeeren und Walderdbeeren werden unser Abendessen und Dessert werden..
Wir fanden in Heinävesi einen Standplatz, direkt am Hafen, sogar mit gratis Strom. Und dann, oh Wunder, gegen 21 Uhr begann es endlich wieder einmal zu regnen und es wurde kalt.
auf nach Westen Jyväskkylä, Seitsemis Nationalpark und Turku