Samstag, 9. Februar
nun starten wir das Abendteuer über die beiden Pässe nach Ouarzazate. Aus verschiedenen Quellen haben wir erfahren, dass wir diese Reise unbedingt wagen sollen, oder eben das pure Gegenteil, es sei viel zu gefährlich. Vom Berber, der den Platz führt, habe ich erfahren, dass die Strasse nach dem Regen nur für 4x4 Fahrzeuge offen sei, dass sie aber seit gestern wieder ganz offen sei. Der hiesige Chef, der für alles auf der Welt zuständig ist, wird uns bestimmt beschützen - "in'sch Allah". Mit diesen aufmunternden Worten im Herzen verabschiedeten wir uns von ihm und starteten in Richtung Demnante. Auf der guten Strasse, durch das Pfirsich- und Olivenland, kamen wir bald dort an, kauften Brot ein und wollten noch tanken. Hmm, in dieser, eigentlich grossen Stadt, gibt es genau eine Tankstelle und dann bis Ouarzazate keine mehr! Wir fuhren also quer durch den Markt - und wieder zurück, weil es nur am Anfang des Ortes Treibstoff gab.
Zuerst fuhren wir zu der natürlichen Brücke Imi n'Ifri, dann von hier nach rechts, weiter auf der R307. Schon bald merkten wir, dass die Strasse wohl doch nicht so gut ist, wir mussten Autos und Mofas im roten Schlamm ausweichen - bloss nicht anhalten. Doch wir haben ja gelernt, in Marokko geht's immer irgendwie - und es ging!
Die Fahrt über den ersten Pass Tizi-n-Outfi, auf 2440m war gar nicht übel. Natürlich lauerten überall Löcher im Asphalt, oder gar Strecken auf Sand, auch viele bettelnde Kinder belagerten die Strasse, aber da muss man einfach durch. Einem Schafhirten haben wir eine warme Jacke und zwei Frauen Kinderkleider gegeben. Auch wenn wir uns nicht verständigen konnten, war ihre Freude spürbar. Schon bald hatten wir als Gratiszugabe immer wieder die Schneeberge des Grossen Atlas vor Augen. Talabwärts wurde die Strecke viel kurviger und ab der Brücke über den Fluss Tassaout, beim kleinen Dorf, war der Asphalt zu Ende und wir fuhren auf einer Piste - das Regenwetter hatte hier grosse Schäden angerichtet. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an unser WoMo, welches die vielen Manöver und Schlaglöcher bestens parierte.
Erstaunlich, dass auf einer Höhe von 1800m immer noch Oliven und Pfirsichbäume angepflanzt werden. Darüber wachsen, wo es Wasser gibt sogar noch Fichten und Kiefern.
Nun stehen wir auf der Passhöhe des Tizi-n-Fedghat, auf 2200m in der Einsamkeit und geniessen ein Raclette!
Draussen ist es mittlerweile absolut dunkel, kein Fremdlicht und der Mond steht nur als kleine Sichel am Himmel. Wir können zig-Millionen Sterne sehen !!!
Für alle die, die auch einmal diese Strecke fahren möchten:
Wir haben erst 2/3 des Weges hinter und, aber die Strapazen lohnen sich auf jeden Fall! Unbedingt spätestens in Demnante den Tank füllen und etwa fünf Stunden Reisezeit einberechnen, dazu gute Nerven gegenüber den bettelnden Kindern - Steine wurden allerdings keine geworfen.
Morgen werden wir den zweiten Teil nach Ouarzazate unter die Räder nehmen
Sonntag, 10 März
wir hatten ja gestern nur ganz wenige Autos gesehen ,und in der Nacht war kein einziges unterwegs. Es war sternenklar und ebenso ruhig. Das Erste Geräusch, das wir am Morgen vernahmen, war das eines LKWs, der um 9:30 den Pass hoch kletterte.
Um draussen zu frühstücken, war es noch etwas kühl und windig, was auf einem Pass auf über 2000m ja normal ist.
Mit den ersten Sonnenstrahlen leuchtete In der Ferne ein heller Schein auf, auch ein Blick durch das Fernglas brachte nicht mehr Klarheit. Das Rätsel war bald gelöst, wir sahen den Turm des grössten Solarkraftwerkes NOORo in Ouarzazate. Spiegel fokussieren die Sonnenstrahlen auf einen Turm, in dem Salzwasser erhitzt und mit dem Dampf Strom erzeugt wird.
Wir fuhren südwärts und staunten immer wieder über die kleinen Dörfer, die an die Felsen geklebt schienen. Nach und nach wurde es wieder grün und leider verloren wir auch die Sicht auf die schneebedeckten Atlasberge. Die Strasse wurde nun immer bessre und schliesslich mündete sie in die grosse Strasse nach Ouarzazate ein, wo wir uns auf dem Campingplatz "Municipal" aufstellten. Wie immer in der Zivilisation, war der Platz ziemlich voll und von lauter Franzosen belegt. Wir liessen uns dadurch nicht beeindrucken und marschierten gleich los in die Stadt. Wir bummelten dem Palmenhain entlang und wieder durch schmale Gässchen zur Kasbah Taourirt, welche man besichtigen kann. Nur ein kleiner Teil (immerhin) wurde restauriert.
Von hier aus ging's in das Stadtzentrum, wo wir beide von einem Händler einen Berber-Turban "verwickelt" bekamen. In wunderschönem Indigoblau. Wir beide fanden den Turban sehr schön, aber wir konnten, mit eng geschlungenen Tuch vor dem Gesicht kaum atmen.
Bei einem Barbier, der ein hübsches Geschäft sein Eigen nannte, liess sich Reto seinen Bart trimmen. Damit nicht genug, der Barbier liess ihm einen Rundumservice angedeihen - für 40 Dirham!!!
Während wir feine Brochettes mit Frittes genossen (übrigens war alles richtig heiss), schauten wir den Kindern zu, welche auf kleinen Elektroautos auf dem Platz herumfuhren. Auch die Kleinsten durften fahren, sie konnten ihre Fahrzeuge zwar noch nicht lenken, das übernahm der Papa mit einer Fernbedienung.
Zurück am Platz genossen wir, mit dem obligaten, selbst gepressten O-Saft in der Hand, die abendlichen Sonnenstrahlen.
Für morgen haben wir den Besuch der Filmstudios geplant.
Montag, 11. März
heute waren wir schon um 8 Uhr auf und beim Frühstück. Unser heutiger Plan war, die Atlas Studios zu besuchen und dann auf den schönen Campingplatz, westlich von Ouarazazate zu fahren.
Die Studios wurden 1983 vom marokkanischen Unternehmer Mohamed Belghmi gegründet, der eine Notwendigkeit darin sah, in Ouarzazate die ersten dauerhaften Filmstudios von Marokko zu errichten.
Um 10 Uhr standen wir vor der Studiopforte bereit und (marokkanisch) bald wurden diese geöffnet. Wir traten ein, kauften ganz unspektakulär unsere Tickets und wurden von einem alt Berber verkleideten Führer auf englisch und französisch begrüsst.
Kein pompöser Firlefanz, eine Einleitung und keine bombastische, musikalische Einleitung. Es ging einfach los, von Filmset zu Filmset. Wir werden nicht durch eine Ausstellung geleitet, sondern dies sind die echten Aufbauten, welche für namhafte Filme benutzt wurden und werden. Unglaublich, was hier für Dörfer, Paläste und Szenerien aufgebaut wurden. Alles steht frei herum und wird, wenn nötig, etwas aufgepeppt nd für den nächsten Film eingerichtet. Weil gerade nichts gedreht wurde, konnten wir überall hinein und alles in Ruhe anschauen. Wie immer sagen Bilder mehr als Worte, dennoch ein paar Informationen.
Hier wurden unzählige, sehr bekannte Filme wie "Ben Hur", "die Mumie", "Game of Thrones, "oder "Gladiator" gedreht. Ebenso Szenen für Star Wars Filme.
Warum hier ? Einerseits, weil man hier alles sehr günstig bauen kann, ohne auf Norme und Vorschriften Rücksicht zu nehmen. Andererseits kosten die Komparsen sehr wenig und die verschiedenen Menschentypen, ausser Asiaten, wohnen gleich um die Ecke. Zudem kann man die Bauten nach dem Dreh einfach stehen lassen, man kann sie vielleicht wieder einmal verwenden. So haben wir auch Paläste und Dorfszenen gesehen, welche für mindestens fünf verschiedene Filme verwendet wurden, einfach aus verschiedenen Perspektiven. An einer Stelle standen wir auf einem "Marktplatz", umgeben von drei verschiedenen Aufbauten, welche je nach Film eingesetzt wurden. Links ein arabisches Tor, hinten ein römisches Tor und rechts ein ägyptisches, für die Kleopatra.
Nach diesen Eindrücken fuhren wir weiter zum Campingplatz "l'escale" in Tazentout, wo es uns schon vor ein paar Wochen gut gefallen hatte. Wir konnten unsere Wäsche zur Maschine bringen und auf den Liegestühlen (Brettern) die Sonne geniessen. Statt selbst zu kochen, bestellten wir im Restaurant, welches zum Platz gehört, etwas neues; Truthahn-Curry mit Reis - sehr lecker!
weiter geht's nach Aït Ben Haddou